Wohnhaus in Jagstfeld

StatikIng.-Büro Grill
Bad Rappenau
Wohnfläche145 m²
Nutzfläche31 m²
Bauzeit2002 - 03

Schöne Lage mit zwei Haken

Siedlungsrand, direkt am Landschaftsschutzgebiet - was zunächst so toll klingt, hat in diesem Fall zwei Nachteile, die es zu bewältigen galt. Zum einen ist das Gebiet hochwassergefährdet. Diese Hürde war schnell genommen: Es wurde auf einen Keller verzichtet und die Hausanschlüsse wurden in den Technikraum verlegt. Ein Gartenhäuschen ergänzt zusätzlich die Abstellflächen im Carport.

Der zweite Nachteil war schon eine härtere Nuss: Die unmittelbare Nähe zur Bahnlinie erforderte mehrere Maßnahmen. Eine davon ist die Bauform selbst. Es wurde ein geschützter Innenhof geplant und eine Schallschutzwand aus Stahlbeton zur Bahnseite, die nur über kleine, nicht öffenbare Fenster verfügt. Außerdem wurde die Bodenplatte elastisch auf den Fundamenten gelagert, um Schwingungen vom nur zwölf Meter entfernten Gleiskörper abzufedern. Über eine gezielte Materialwahl bei Glas und hochwertige Bauteilaufbauten wurde eine hohe Schalldämpfung erreicht. Ergänzt wurde das Konzept durch eine kontrollierte Wohnraumlüftung, die auch ohne geöffnete Fenster die Frischluftzufuhr sicher stellt.

Das Gebäude selbst wurde ab der Bodenplatte in Holztafelbauweise erstellt, die sich zum Innenhof hin in Einzelstützen auflöst. Nur diese schlanke Holzbauweise ermöglichte bei hohen Dämmwerten die Schaffung eines ausreichend breiten Innenhofes. Es entstand eine Transparenz, die sich im Innenbereich mit Klar- und Mattglastüren fortsetzt.
Der Sonnenschutz der Verglasung wird im Obergeschoss über elektrische Aussenjalousien erreicht. Im Erdgeschoss werden die Fenster in den beiden Südgiebeln mit Schiebeläden verschattet. Im Innenhof dominiert der konstruktive Sonnenschutz, der durch die Bepflanzung ergänzt wird.

Die Heizung erfolgt über eine Gasbrennwerttherme im Obergeschoss mit Solarunterstützung. Zur Wärmeübergabe dienen überwiegend Unterflurradiatoren und eine Heizwand im Wohnraum. Bedarfmindernd wirken die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und der Kaminofen im Wohn-Essbereich. Die Süddachfläche wird be-stimmt von der Photovoltaikanlage, die mit einer Leistung von 4,9 kW den Förderrahmen voll ausschöpft.

Martin Grün    Freier Architekt    Hauptstrasse 22    74172 Neckarsulm